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Martin Andreas Walser

»Ich habe ein Buch geschrieben«

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»Ich habe ein Buch geschrieben«: Diese Antwort habe ich einst auf die Frage gegeben, womit ich mich beschäftige. Ich habe das Mail beim Aufräumen weit unten in meinem Postausgang wiedergefunden. Lange ist es her. Einige Jahre: das ist im Zeitalter der elektronischen Kommunikation mindestens eine halbe Ewigkeit.

Ich habe ein Buch geschrieben: Wie einfach das damals war! Ja, ich hatte dieses eine Buch geschrieben und arbeitete am zweiten und das dritte kündigte sich tief in mir bereits an, und danach würde bestimmt eine weitere Geschichte so weit sein, dass sie erzählt werden wollte, und…

Jedenfalls schien es immer so weiterzugehen: Ich habe ein Buch geschrieben, ich schreibe ein weiteres Buch, ich habe wieder ein Buch geschrieben, ich arbeite erneut an einem Buch, ich habe…

Doch dann kam das Jahr 2014, und ich musste erfahren: nichts geht immer einfach so weiter. Ich habe mir Zeit gönnen müssen, damit Neues nachwachsen kann. Ich habe mir Zeit gönnen müssen, um nachzudenken. Ich habe mir Zeit gönnen müssen, um manches neu zu ordnen. Und ich habe mir Zeit genommen, andere Dinge zu tun. Einige kleine Reportagen geschrieben, fotografiert, mir immer wieder schreibfreie Tage gegönnt, gefolgt von Tagen und Nächten, die ich beinahe durchgearbeitet habe.

Denn natürlich schreibt jener trotzdem, der schon immer geschrieben hat, soweit er sich zurückerinnern kann.

Jedoch: Nach 14 Büchern in sechs Jahren hat sich im Verlaufe des Jahres 2014 immer wieder etwas in den Weg gestellt, das mich am Vorankommen hinderte. Kein Gejammer, mitnichten! Immerhin sind, im Kopf, in dieser Zeit einige wunderbare Geschichten entstanden. Oder zumindest haben sich Ideen entwickelt. Vage und konkretere Vorstellungen davon, was im nächsten oder übernächsten oder einem der darauffolgenden Jahre allenfalls zu einer Geschichte herangereift sein könnte. Und: Hunderte von Seiten habe ich mit Buchstaben, Wörtern, Sätzen gefüllt, beziehungsweise: einige Dutzend neue Dateien angelegt. Aber auch immer wieder jene beiden Texte hervorgeholt, von denen ich zu Beginn des Jahres überzeugt war, ich könnte sie relativ schnell zu Ende bringen. Darin habe ich mich getäuscht, nicht verändert hat sich aber die Zuversicht (beziehungsweise: nach vielen quälenden Selbstzweifeln wieder aufgebaut), es werde, etwas später zwar als geplant, aber ganz bestimmt gelingen, dieses Werk.

Ich bin mir somit sicher, 2015 wieder antworten zu können, sollte ich nach meiner aktuellen Beschäftigung gefragt werden: Ich habe ein Buch geschrieben.

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